tanzen setzt Energie frei

“Was ich so wunderbar daran finde, Lindy Hop für Anfänger zu unterrichten”, und zwar im Sauerland!…. waaaah…. was ist mit den anderen Tanzformen, die ich schon viel länger und außerdem viel häufiger unterrichte und mit meinen vielen tollen Schülerinnen in diesen Klassen, wirklich -innen, alles Mädels aktuell, die jedes Mal Schweiß und Herzblut in der Tanzwerkstatt zurücklassen? Nicht wörtlich zum Glück, das wäre etwas eklig, zumindest das mit dem Blut.
Vielleicht hätte ich besser sowas wie “konfettibunte Energie” geschrieben.
Konfettibunte Energie mit Schweißbeilage!
So irgendwie… Auf jeden Fall etwas zum glücklich bleiben in meinem Beruf als Tanzbeibringeprofi.

Ich war aber nunmal neugierig und offen in diese “Challenge” gerutscht, in der ich lernen sollte, wie man denn nun eigentlich RICHTIG bloggt und nicht einfach nur so Geschichten ins Internet tippt und hatte daher die Aufgabe, über “warum ich…..(bitte ein Thema Deiner Wahl einfügen)… liebe” zu schreiben. Spezifisch sollte es sein und nicht zu allgemein (reimt sich, gut was?), und so kam es spontan zu diesem Thema.

Tanzanfänger, aber gerne!

Tanzanfänger zu unterrichten ist etwas besonderes. Wenn es gut läuft, kann ich mir die Neugierde, die sie ins Tanzstudio getrieben hat, in den ersten Stunden schnappen wie einen leeren Luftballon und diesen immer weiter füllen, bis er irgendwann wie selbstverständlich abhebt und die Tanzwelt weiter erobert. Zu voll auf einmal ist aber auch Mist,…. dann platzt er. Ich gebe zu, ich habs auch schonmal verkackt, BOOOM!, da würde ich mir bei einzelnen wünschen, dass sie mir nochmal mit einem neuen Ballon eine Chance geben.

Lindy Hop tanzen vs alleine tanzen oder: die Sache mit den tanzenden Männern

In einer Lindy Hop Stunde ist der erste Unterschied zu meinen anderen Stunden sehr offensichtlich:
Es gibt Männer!
Meistens so viele wie Frauen, also keine Hahn-im-Korb-Männer, die sich als Exot in eine Gruppe voller Frauen trauen, sondern gleich eine ganze …. Testosteron-Mannschaft. Ich schreibe “Mannschaft”, und sofort schaltet sich die Genderpolizei ein, die ich allerdings in diesem Fall einfach eiskalt abblitzen lasse. Was gäbe es für eine bessere Begriffkombination als “Testosteron” und  “Mannschaft”? Völlig korrekt, da ist nichts dran zu rütteln!

Ich habe riesigen Respekt dafür, dass diese Männer den Schritt als Lindy Hop Anfänger ins Tanzstudio gewagt haben,

denn wenn wir ehrlich sind, gibt es gerade hier im Sauerland tanzende Männer fast nur auf den Schützenfesten, wenn sie gerade dieses eine Bier getrunken haben, das sie für einen kurzen Moment unaufmerksam werden und auf der Tanzfläche landen ließ.
Und dann gibt es noch die wenigen pfiffigen Männer, die wissen, dass es in vielerlei Hinsicht vorteilhaft sein kann, wenn man in der Lage ist, auch mal mit Absicht einen Abstecher auf die Tanzfläche zu machen, und die Discofox und Walzer ganz wunderbar für sich kultiviert haben. Mit diesen Tänzen kommt man im Grunde prima durchs Leben, das reicht für diverse Feste und die eigene Hochzeit.

Es ist also längst nicht selbstverständlich, dass sich Männer in meinem Tanzeinzugsgebiet dazu berufen fühlen, einen weiteren Tanz zu erlernen, und ich feiere jeden einzelnen, der es trotzdem getan hat oder noch tun wird.

mehr als nur “Schritte”, swing is the thing!

Der Umstand, dass man mit einem Partner tanzt und normalerweise auch sehr konsequent in den Stunden immer wieder die Tanzpartner wechselt, schafft eine andere Atmosphäre als ich sie aus “alleine-tanz-Stunden” kenne. Mehr Interaktion, noch mehr Geselligkeit. “Social dance” wie er sein sollte. Netter Nebeneffekt des Partnerwechselns während der Stunde: Naja…. Ihr könnt es Euch vorstellen. Man denke nur mal an übereinandergeratene Füße und die Diskussion darüber, wer das Unglück zu verantworten hatte.

Ich spiele den ersten Swing-Titel, die Musik hat einen eingebauten in-Bewegung-Setzer, wir ertanzen uns nach und nach die Basics. Und dann stellt man sich zum ersten Mal zu zweit der brandneuen Herausforderung. Wechselnde “Teams” sind gemeinsam damit beschäftigt, meine Anweisungen möglichst zu ihrem Vergnügen umzusetzen. Wenns klappt, feiert man sich gegenseitig, wenn nicht, lacht man gemeinsam drüber hinweg. Wenig Chance, sich stundenlang darüber zu ärgern. Beim Lindy Hop geht es gar nicht darum, Tanzschritte superdupergeometrischexakt auszuführen, keine zehn Punkte von Herrn Llambi, egal!

Für den ersten Lindy-Tanzspaß genügt es schon, sich die Basics so zu eigen zu machen, dass man damit spielen und vielleicht sogar schon auf die Musik reagieren kann, tanzen halt.

Sie sind wie ein Zuhause, in das man immer wieder zurückkehren kann, nachdem man vielleicht mal was ganz verrücktes ausprobiert- oder ganz ungeplant und aus Versehen etwas völlig neues getanzt hat. Mehr tanzen, weniger Schritte-ausführen. Jeder entdeckt irgendwann seinen eigenen Stil, es geht nicht um die Form, sondern um die Energie und den Rhythmus, mit denen getanzt wird.
Gemeinsam ist die Verbindung zueinander, die Verbindung zur Musik und der Swing. Ich kenne kaum einen Tanz, der so sehr zur Musik gehört wie Lindy Hop. “It don´t mean a thing, if it ain´t got that swing!”, und wenn dir Count Basie seine Band um die Ohren brettert, ist es fast unmöglich, davon keine gute Laune zu bekommen.

Lindy Hop Anfänger im Sauerland auf diese Schiene zu setzen…. mit dem prallgefüllten Ballon, konfettibunter Energie und Schweißbeilage,…….wer würde das nicht wunderbar finden?