Es fühlt sich anders an, sich in eine zeitlich definierte Pause zu verabschieden als „einfach nur“ schließen zu müssen, deutlich besser und auf jeden Fall entspannter.

Es war ein durchgeknalltes Schuljahr, und ich habe es nachgeschaut: Wir konnten uns in dieser Zeit gerade mal 15 Wochen lang hier zum tanzen treffen.

Ich erinnere mich an die letzte Oktoberwoche, als feststand, dass ich mit der Tanzwerkstatt in einen zweiten Lockdown gehen würde, erstmal für den November.
Sobald feststand, dass es in eine Verlängerung geht, hatte ich mich innerlich darauf eingestellt, dass es wohl bis nach den Osterferien dauern würde, bis ich die Tanzwerkstatt wieder öffnen könnte.
Diese langfristige Sicht ins Schwarze hatte als positiven Nebeneffekt, dass mich die folgenden kleinen Verlängerungen und Verschärfungen nicht mehr jedes einzelne Mal so eiskalt erwischt hatten. Zweckpessimismus… gibt es den Begriff?
Es gab irgendwann einen Lichtblick für „nach den Osterferien“, ganz vorsichtig hatte ich sogar angekündigt, dass es dann wieder losgehen würde…
In Wirklichkeit wurde es Ende Mai, ok, ist ja auch irgendwie „nach Ostern“…

Die gesamte Zeit war ein emotionales Auf und Ab.

Ehrlich gesagt gab es Momente, in denen ich ernsthaft darüber nachgedacht hatte, welche Alternativen es für mich beruflich geben könnte. Ich glaubte sogar mir vorstellen zu können, dass es auch ohne Tanz gehen würde, denn meine eigene Motivation zu tanzen, zu kreieren, zu motivieren hatte sich irgendwann einfach mal, naja, in ihren eigenen Lockdown begeben, vermute ich. Zumindest war sie lange Zeit nicht auffindbar.
(Wer auf kitschig pathetische Geschichten echt nicht kann, sollte hier nicht weiterlesen!)

„Das Tanzen“ und ich hatten sich irgendwie voneinander getrennt, so fühlte es sich an.

Doofes Gefühl, aber überraschenderweise nicht so dramatisch, wie man vielleicht vermuten könnte. Resilienz… gute Anpassbarkeit in Krisensituationen vielleicht- oder totale Resignation.
Nach einigen weiteren Wochen Tanzpause hatte ich wieder Zoomstunden angeboten… Musik suchen, neue Kombi vorbereiten, im Studio stehen- und tanzen. Und trotz desolaten körperlichen Zustandes (ganz sicher für „Bewegungsmenschen“, wahrscheinlich aber auch im Vergleich zu jedem anderen normal bis wenig aktiven Menschen) in Bezug auf Kraft, Beweglichkeit, Gewicht und Ausdauer, war es so als hätte sich plötzlich dieser Tanzschalter wieder umgelegt, die Tanztür geöffnet, hätte sich „Tanz“ überlegt… „Mensch, da hatte ich ja auch mal ein Zuhause!“.

Wie ich das gemerkt habe? Ich stand im Studio und habe geheult vor Glück.

Musik, die Bewegungen, die Geschichten und Emotionen, die da irgendwie waren und es eigentlich vielleicht gewöhnt waren, sich Woche für Woche freizutanzen. Das war ein sehr sehr besonderer Moment, für den ich wahnsinnig dankbar bin: Die Erkenntnis, dass „Tanz“ für mich mindestens noch genausoviel bedeutete wie…. für einen Fußballfan der Sieg seines Vereins… oder wo auch immer sich Menschen sonst unvermittelt und voller Glück wiederfinden.

Vielleicht war dieser Moment meine kleine Powerbank, die mich bis zur Öffnung Ende Mai durchhalten ließ.

Die Tanzbatterien sind nach den Wochen gemeinsamen Tanzens wieder gefüllt. Ich gebe zu, die allerersten Stunden bei manchen Gruppen waren wirklich überwältigend. So viel Energie, wie sie beim tanzen freigesetzt wird, war ich nach sieben Monaten Stillstand echt nicht mehr gewöhnt, aber ich habe es voller Dankbarkeit genossen.
Trotzdem gehe ich jetzt mit der Tanzwerkstatt in die Sommerpause. Das „Schul“-Jahr war wie für viele Familien eben auch nicht ohne. Ich bin aber voller Zuversicht, dass wir uns ab dem 16. August voller Tanzfreude wiedersehen werden.
Danke für euren Zuspruch und eure Treue zur Tanzwerkstatt, habt einen schönen und erholsamen Sommer, ich freu´mich auf euch!